null Ärztekammer: Politisches Missmanagement zwingt Ärztinnen und Ärzte zum Streik

Ärztekammer: Politisches Missmanagement zwingt Ärztinnen und Ärzte zum Streik

Ferenci: Öffentlicher Spitalsbereich leidet unter Personalmangel aufgrund katastrophaler Arbeitsbedingungen – Umdenken der Politik längst an der Zeit

„Das wichtigste für unsere Patientinnen und Patienten ist Zeit. Zeit, die sie von uns Ärztinnen und Ärzten zur bestmöglichen Behandlung ihrer Leiden bekommen“, betont Stefan Ferenci, geschäftsführender Vizepräsident der Wiener Ärztekammer und Obmann der Kurie angestellte Ärzte. Allerdings wurde dieser wichtige Faktor Zeit in den öffentlichen Spitälern durch das Missmanagement der Gesundheitspolitik abgeschafft. Während der Corona-Pandemie wurden Milliarden für PCR-Tests, Kurzarbeit, Förderungen und andere Maßnahmen ohne Bedenken locker gemacht. Auf die Helden der Pandemie – Ärztinnen und Ärzte, Krankenpflegerinnen und -pfleger, Rettungsdienste und alle anderen Gesundheitsberufe – wurde jedoch vergessen. Ferenci: „Deswegen unterstütze ich heute hier in der Klinik Ottakring den Streik meiner Kolleginnen und Kollegen für mehr Personal und bessere Arbeitsbedingungen im Sinne unserer Patientinnen und Patienten.“

Die Zentrale Notaufnahme (ZNA) der Klinik Ottakring, die heute, Freitag, einen einstündigen Warnstreik abhält, sei aber nur ein Beispiel für die unzähligen Abteilungen des Wiener Gesundheitsverbunds (WIGEV), die unter einem eklatanten Personalmangel sowohl im ärztlichen als auch im Pflegebereich leiden. Ferenci: „Wir erleben seit Jahren im öffentlichen Wiener Spitalsbereich eine gravierende Verschlechterung der Arbeitsbedingungen des gesamten medizinischen Personals und das verbunden mit einer massiven Verdichtung des Patientenaufkommens.“ Es müssen immer mehr Patientinnen und Patienten in kürzerer Zeit versorgt werden. Das gesamte Spitalssystem stoße dabei an seine Grenzen. „Wir haben in Österreich grundsätzlich keinen Ärztemangel, wir haben aber einen Personalmangel im öffentlichen Gesundheitssystem aufgrund der dort herrschenden schlechten Arbeitsbedingungen“, so Ferenci.

Es sei daher längst an der Zeit und Aufgabe der Politik, die Bedingungen in diesem System so attraktiv zu gestalten, damit jene die dort arbeiten, bleiben und auch neue Ärztinnen und Ärzte gewonnen werden können. Das Denken der Politik und des WIGEV-Managements müsse sich daher schleunigst ändern, so Ferenci: „Denn es ist keine Gnade mehr in einem WIGEV-Spital arbeiten zu dürfen – es ist umgekehrt für den WIGEV eine Gnade, wenn Ärztinnen und Ärzte, Pflegerinnen und Pfleger sowie alle anderen Gesundheitsberufe sich unter diesen Bedingungen für einen Arbeitsplatz in einem Wiener öffentlichen Spital entscheiden.“

Daher werde Ferenci in seiner Funktion als Vertreter der Wiener Ärztinnen und Ärzte weiter mit Kolleginnen und Kollegen auf die Barrikaden steigen, weil die Beschäftigten im WIGEV von ihrer Gewerkschaft younion keine Hilfe erhalten: „Wozu ist bitte eine Gewerkschaft da, wenn sie ihre eigentliche Aufgabe, die Unterstützung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern für bessere Arbeitsbedingungen nicht wahrnimmt? Deswegen werden wir solange dafür kämpfen, bis die Politik zur Vernunft kommt und jene Maßnahmen setzt, um den öffentlichen Gesundheitsbereich wieder zu dem zu machen, was er vor Jahren war: Ein Arbeitgeber, der den Wiener Patientinnen und Patienten die bestmögliche gesundheitliche Versorgung bietet, die sie auch verdienen.“ (bs)