null Ärztekammer Wien: Alarmierende Zahlen zeigen wachsende Versorgungsengpässe in Wiens Spitälern

Ärztekammer für Wien Logo

Ärztekammer Wien: Alarmierende Zahlen zeigen wachsende Versorgungsengpässe in Wiens Spitälern

Hajek: „Die Werte zu Patientenversorgung und Gesundheitspolitik haben sich zum Teil signifikant verschlechtert“

Wie bereits im Vorjahr führte das Institut des renommierten Meinungsforschers Peter Hajek die große Spitalsumfrage unter Wiens angestellten Ärztinnen und Ärzten durch. Die nun vorliegenden Daten zeichnen ein alarmierendes Bild. In den Augen von 87 Prozent der Befragten ist der Qualitätsverlust in der medizinischen Versorgung als dramatisch zu bewerten (Vorjahr 84 Prozent). Die Engpässe der Versorgung weiten sich für satte 84 Prozent aus (Vorjahr 78 Prozent), die Ausbildung wird für 84 Prozent schlechter (Vorjahr 82 Prozent). Das Zeugnis für die Politik fällt vernichtend aus: 77 Prozent aller Spitalsärztinnen und -ärzte fühlen sich von der Stadtpolitik im Stich gelassen (Vorjahr 72 Prozent), während die Unzufriedenheit mit dem Umgang mit Gefährdungsanzeigen förmlich explodiert: 81 Prozent sagen, der Gesundheitsstadtrat nimmt Gefährdungsanzeigen aus den Wiener Spitälern nicht ernst (Vorjahr 68 Prozent).

Meinungsforscher Peter Hajek betont: „Aufgrund der schlechten Ergebnisse aus dem Vorjahr war die Aufgabenstellung, die Stimmung unter den Spitalsärztinnen und -ärzten erneut zu evaluieren und eventuelle signifikante Veränderungen zu identifizieren. Die Hypothese, dass die Pandemie Haupttreiber für die Drucksituation im öffentlichen Gesundheitswesen ist, kann aufgrund der neuen Erhebung nur mehr partiell aufrechterhalten werden. Es wird zwar Aus- und Nachläufer der Pandemie geben, die Werte von Patientenversorgung und Gesundheitspolitik haben sich jedoch zum Teil signifikant verschlechtert, was ein Jahr nach der Pandemie auch andere Gründe haben muss.“

„Der Bankrott der Wiener Gesundheitspolitik ist jetzt in Zahlen gegossen. Seit rund einem Jahr adressieren wir Ärztinnen und Ärzte die Wiener Politik und machen sie auf ein tiefliegendes strukturelles Problem aufmerksam. Mit unserem 10-Punkte-Plan zur Rettung der Wiener Spitäler läge das chirurgische Instrumentarium für das Gesundheitssystem bereit, die Politik will aber nicht operieren“, so Stefan Ferenci, Vizepräsident und Kurienobmann der angestellten Ärzte Wiens. Daher sei es auch kein Wunder, dass sich die Spitalsärztinnen und -ärzte noch mehr im Stich gelassen fühlen.

„Dass sich die Wahrnehmung der Kolleginnen und Kollegen bei der Versorgung unserer Patientinnen und Patienten deutlich verschlechtert hat, wundert mich leider nicht. Es kann kein Dauerzustand sein, dass das Gesundheitspersonal das System gerade so am Leben hält und die Politik schläft“, stellt Eduardo Maldonado-González, stellvertretender Kurienobmann, klar. „Wenn 81 Prozent sagen, der Gesundheitsstadtrat nimmt Gefährdungsanzeigen aus den Spitälern nicht ernst genug, ist das ein Wahnsinn. Es ist Zeit für einen Wien-weiten Streik!“

Peter Poslussny, Personalvertreter an der Klinik Floridsdorf, betont: „Die aktuellen Rahmenbedingungen in den Wiener Spitälern führen ja nicht nur zu Frustration und Abwanderung bei unserem Personal, sondern laut der aktuellen Erhebung auch zu nachhaltigem Qualitätsverlust in der Ausbildung. Ein Streik ist notwendig, um auf akute wie langfristige Problemlösungen zu drängen!“

Die Ärztekammer für Wien führt gegenwärtig breit angelegte Gespräche zur Streikvorbereitung mit den Gewerkschaften, dem Mittelbau und den Personalvertretungen. Wichtig sei die Sicherstellung der Notversorgung und, „dass unsere Kolleginnen und Kollegen ihrem Ärger Luft machen können, ohne Konsequenzen zu befürchten“, so Poslussny.