null „Alarmstufe Gesundheit“: Die Kurie niedergelassene Ärzte setzt sich für Verbesserungen in der Gesundheitsversorgung ein

Ärztekammer Wien: „Alarmstufe Gesundheit“: Die Kurie niedergelassene Ärzte setzt sich für Verbesserungen in der Gesundheitsversorgung ein

Huber: „Entlastung der Spitäler in Wien und Verbesserung der wohnortnahen Patient*innenversorgung durch gezielte Auslagerung von Leistungen in den niedergelassenen Bereich“

In Anbetracht der stetig steigenden Versorgungsengpässe in zahlreichen Abteilungen der Wiener Krankenhäuser, insbesondere seit Beginn der COVID-19-Pandemie, schlägt die Kurie niedergelassene Ärzte der Ärztekammer für Wien entscheidende Maßnahmen zur Verbesserung der wohnortnahen Gesundheitsversorgung der Patient*innen vor.

Ein zentrales Problem besteht darin, dass viele Leistungen im Spital erbracht und finanziert werden, während der Leistungskatalog im niedergelassenen kassenärztlichen Bereich mittlerweile derart antiquiert ist, dass diese erforderlichen Untersuchungen gar nicht als Kassenleistung in den Ordinationen angeboten werden können. Dies führt dazu, dass die niedergelassenen Ärzt*innen die Patient*innen für spezialisierte Untersuchungen und Behandlungen zwangsweise in die Wiener Krankenanstalten überweisen müssen.

„Seit dem Ausbruch der Pandemie haben sich die Herausforderungen im Gesundheitssystem deutlich verschärft. In zahlreichen Abteilungen der Wiener Krankenhäuser zeigen sich dramatische Versorgungsengpässe, die die effektive Betreuung der Patient*innen erschweren“, so Erik Randall Huber, Vizepräsident der Ärztekammer für Wien und Obmann der Kurie niedergelassener Ärzt*innen.

Bonni Syeda, Sektionsobfrau für Fachärzte ergänzt: „Dies wirkt insofern absurd, als niedergelassene Ärzt*innen fachlich in der Lage sind, viele Leistungen aus den Spitälern zu übernehmen und abzudecken, was die Notwendigkeit zahlreicher Spitalsüberweisungen minimieren könnte. Die Leistungskataloge der Sozialversicherungen ermöglichen diese Entlastung derzeit aber bedauerlicherweise nicht.“

Die Kurie niedergelassene Ärzte der Ärztekammer für Wien verdeutlicht die Dringlichkeit, die Gesundheitsversorgung in Wien anzupassen und schlägt Maßnahmen vor, um auch die Wartezeiten für Patient*innen zu verkürzen. Ein erster wichtiger Schritt hierzu, ist die gezielte Auslagerung von medizinischen Leistungen in den niedergelassenen Bereich.

Vielfältige Herausforderungen erfordern differenzierte Lösungen

Die Kurie niedergelassene Ärzte der Ärztekammer für Wien betont jedoch, dass Spitalsambulanzen nicht allein durch ein rein hausarztzentriertes System oder z.B. Primärversorgungseinheiten (PVE) entlastet werden können, wie es kürzlich auch von ÖGK-Obmann Andreas Huss angeregt wurde.

Spezialisierte Ambulanzen wie beispielsweise Herzschrittmacherkontrollen oder Intravitreale operative Medikamentenapplikationen (IVOM) erfordern eine fachärztliche Betreuung im niedergelassenen Bereich, um eine optimale Versorgung der Patient*innen sicherzustellen. Zwar unterstützt die Kurie niedergelassene Ärzte der Ärztekammer für Wien den Ausbau von PVE in Wien, sieht diese jedoch nicht als das alleinige Allheilmittel in der Frage der Entlastungen. Es sollte nicht ausschließlich auf die Öffnungszeiten als Indikator für die Entlastung der Spitäler geachtet werden. Vielmehr ist es im Sinne der Spitalsentlastung von größerer Bedeutung, den ambulanten fachärztlichen Bereich so auszubauen, dass die entsprechenden Fachambulanzen direkt durch niedergelassene Fachärzt*innen entlastet werden können.

Erste Maßnahmen und weitere Schritte

Die Kurie niedergelassene Ärzte der Ärztekammer für Wien hat in enger Zusammenarbeit mit den Fachgruppenobleuten Leistungsverlagerungen erarbeitet und dem Wiener Gesundheitsstadtrat sowie der ÖGK, der Österreichischen Gesundheitskasse, konkrete Vorschläge in fünf Fachbereichen präsentiert:

  • Urologie: Auslagerung von diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen bei Blasenentleerungsstörungen, Harninkontinenz, Prostatakrebsverdacht und gutartiger Prostatavergrößerung.
  • Innere Medizin: Verlagerung von Herzschrittmacherkontrollen und umfassendere Betreuung von rheumatologischen Erkrankungen, sowie Stoffwechselerkrankungen, vor allem von Diabetes (auch während der Schwangerschaft).
  • Kinder- und Jugendheilkunde: Auslagerung kinderkardiologischer und kinderpulmologischer Leistungen.
  • Augenheilkunde und Optometrie: Verlagerung von intravitrealen operativen Medikamentenapplikationen und Kataraktoperationen.
  • Frauenheilkunde und Geburtshilfe: Auslagerung diagnostischer und therapeutischer Maßnahmen im Rahmen der Schwangeren- und Angehörigenbetreuung sowie der Nachsorge nach Operationen und Kaiserschnitten.

Weitere Fachbereiche, darunter Haut- und Geschlechtskrankheiten sowie Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten, sind in Bearbeitung und werden in Kürze präsentiert.

Die Kurie niedergelassene Ärzte der Ärztekammer für Wien unterstreicht, dass diese Schritte einen Win-Win-Ansatz bieten: Patient*innen erhalten somit eine niederschwelligere Zugänglichkeit und kontinuierlichere Betreuung, das Gesundheitssystem profitiert von Effizienzsteigerungen und Kostenersparnissen, während für die niedergelassenen Ärzt*innen die Attraktivität der Kassenmedizin somit gesteigert werden kann.

Erik Randall Huber betont: „Die Auslagerung von Leistungen in den niedergelassenen Bereich ist ein strategischer Schritt, um die Gesundheitsversorgung in Wien nachhaltig zu verbessern. Wir sind bereit, Verantwortung zu übernehmen und unsere Expertise einzubringen, um gemeinsam mit den gesundheitspolitischen Entscheidungsträgern die Herausforderungen anzugehen.“

Bonni Syeda ergänzt: „Bereits seit Oktober 2022 treten wir regelmäßig mit Vorschlägen zu Leistungsauslagerungen in den niedergelassenen Bereich an die politischen Entscheidungsträger*innen heran. Unsere Vorschläge sind praxisnah und zielgerichtet, um die Patient*innen bestmöglich zu versorgen und gleichzeitig die Arbeitsbedingungen für Ärzt*innen zu verbessern.“

Die Kurie niedergelassene Ärzte der Ärztekammer für Wien lädt zu weiteren konstruktiven Gesprächen ein und ist bereit, ihren Beitrag zur erfolgreichen Umsetzung der Leistungsverlagerungen zu leisten.